Blind dem Navi gefolgt: Lkw steckt in Pampa fest
Greimersburg - Der Enderttalweg ist die alte, direkteste, auch schönste Verbindung von Greimersburg nach Büchel – aber er ist als Waldweg mit stellenweise knapp 20 Prozent Gefälle für Lastkraftverkehr absolut ungeeignet. Ein Spediteur aus Nordrhein-Westfalen hat ihn am Dienstag trotzdem genommen und blieb stecken: Sein Navigationsgerät hatte ihn, von der Autobahn kommend, so nach Büchel gelenkt. Die Bergung am Mittwoch dauerte viele Stunden.
Warum hat der 25-jährige Fahrer dem Navi offenbar blind vertraut? „Erst war die Straße noch asphaltiert, das Fahren kein Problem“, erzählt er. Doch dann wurde der Weg immer steiler und matschiger, und „Gelegenheit zum Wenden gab es sowieso nicht“, sagt Reinhard Börtsch von der Polizei Cochem. Ein Schild, das die Durchfahrt für Fahrzeugen mit einer Achslast von mehr als 1,7 Tonnen verbietet, hat der Fahrer übersehen, „weil die Sonne so ungünstig stand“. Kurz vor einer Kurve, die er nicht mehr hätte nehmen können, blockierten die Bremsen, und der Anhänger mit sechs Neuwagen als Ladung rutschte in den steilen Abhang hinein.
Für Johannes Brengmann, der unten im Tal ein Ausflugslokal betreibt, ist es keine Seltenheit, dass sich hier jemand verfährt: Jede Woche werden werden Autofahrer von ihren Navis durchs Enderttal geschickt, berichtet er. Doch dass ein 26 Tonnen schwerer Lkw sich heruntergetraut hätte, das hat er noch nicht erlebt. Brengmann hat den 25-jährigen Fahrer am Dienstagabend per Zufall aufgesammelt. Der rief den Pannendienst und nahm sich ein Hotelzimmer. Die Polizei erfuhr von der verfahrenen Situation jedoch erst gegen 22.30 Uhr – von einem weiteren Verirrten, der den fahrerlosen Sattelschlepper entdeckt hatte. Die Bergung zog viele Schaulustige in den Wald, war selbst für Experten knifflig und dauerte bis in den Abend, weil der Sattelzug dauernd abzustürzen drohte. Zunächst musste ein Kran aus Neuwied angefordert werden, dann ein Bagger ein Plateau für ihn schaffen, dafür sogar Bäume fällen. Schließlich zog der Kran den Anhänger wieder auf den Waldweg, dann wurden alle Pkw einzeln rückwärts hochgefahren, zuletzt der Lkw. Der ist trotz des Unglücks noch voll fahrtüchtig. Der Fahrer begriff das Ausmaß der Gefahr erst am Mittwoch: „Körperlich geht es mir gut, aber die Nerven liegen blank“, sagte er. Rein rechtlich hat er nur eine Ordnungswidrigkeit begangen, „aber wie der Chef wirklich reagieren wird“, weiß er noch nicht. Dorothea Müth