"Tickende Zeitbombe": Transportfirmen setzen auf billige Lkw-Fahrer aus dem Osten
Die EU arbeitet zur Zeit an einem "Mobilitätspaket" für Lkw und Busse, bei dem insbesondere osteuropäische Staaten auf weniger staatliche Regeln setzen. Diese Länder stellen den überwiegenden Teil der europäischen Lkw-Fahrer, so ist hierzulande nur jeder dritte Fahrer in einem heimischen Lkw ein Österreicher. Während die vida befürchtet, dass das Mobilitätspaket nicht mehr unter Österreichs Ratspräsidentschaft festgezurrt wird und dann unter die Obhut der nächsten Präsidentschaft, nämlich Rumäniens, fertigverhandelt werden könnte, ist die Wirtschaftskammer zuversichtlich.
Zwei Drittel der heimischen Transit-Lastwagen fahren schon mit osteuropäischen Kennzeichen weil die Besitzer ihren Standort teilweise in den Osten verlegt haben. So verdient ein bulgarischer Lkw-Fahrer, wenn er in seiner Heimat angemeldet ist, knapp 3700 Euro brutto im Jahr. Das ist ein Viertel des Netto-Einstiegsgehaltes eines österreichischen Lenkers.
Dazu kommen noch Arbeitsbedingungen, die Gewerkschaftsvertreter Karl Delfs an die "Sklaverei früherer Jahrhunderte" erinnern. Besonders betroffen seien Fahrer aus Nicht-EU-Ländern, die in Osteuropa jene Fahrer ersetzen, die mittlerweile in Westeuropa tätig sind. Über 100.000 Lenker aus Nicht-EU-Ländern wie der Ukraine, Russland und den Philippinen seien in der EU unterwegs.
Die Verkehrsgewerkschaft vida und ihre europäischen Schwesterorganisationen warnen aber nicht nur vor Lohndumping, sondern auch vor "tickenden Zeitbomben" durch die Ausweitung der Lenkzeiten und noch schlechtere Arbeitsbedingungen während der Ruhezeiten. Unausgeschlafene und ausgebeutete Fahrer würden die Verkehrssicherheit gefährden, so Roberto Parrillo, Präsident der europäischen Arbeitnehmervertretung ETF (Road Transport Section).
Dass die Fahrer die wenige Ruhezeit inklusive Schlafen auch noch verstärkt in der zwei mal zwei Meter großen Fahrerkabine verbringen sollen - wenn es nach einigen EU-Ländern geht - stößt den Arbeitnehmervertretern besonders sauer auf. Zur Frage der Übernachtung auf vier Quadratmeter Führerhaus meint die WKÖ, dies solle der Fahrer entscheiden können. "In der Regel verbringen die Fahrer die Ruhezeit lieber in ihrem komfortablen Fahrzeug", meint die Wirtschaftskammer.
Dazu käme noch, dass die Lenker in den Ruhezeiten und an den Wochenende noch jede Menge Zusatzarbeiten hätten. So müsse ein Busfahrer unbezahlt noch Tickets und Getränke verkaufen, Koffer verstauen, den Bus reinigen und die Routen samt Parkmöglichkeiten und Mautstellen planen.
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