Nordamerika erscheint vielen deutschen Fernfahrern als das Paradies auf Erden. Doch neben vielen Vorteilen gibt es auch in den USA und Kanada Pflichten, die man beachten muss
Es war in diesem Frühjahr. Nach sieben Jahren als Trucker in Nordamerika habe ich irgendwo in Quebec tatsächlich einen gesehen. Ich musste zweimal hinsehen und konnte es kaum glauben: Da war tatsächlich ein Palettenkasten unter einem Auflieger. Es gibt sie also auch hier in Amerika, diese verdammten Palettenkästen.
Der arme Fahrer! Er war wohl ein Citytrucker. Kein Fernfahrer hier würde Paletten ein- und ausräumen, und kaum einer würde einen Gabelhubwagen in die Hand nehmen, und wenn, dann nur gegen gute Bezahlung. Ich durfte einmal in sieben Jahren eine Ladung Tierfutter selbst laden.
Fernfahrer sind in Nordamerika geachtete Leute
Trucker sind in Nordamerika ehrenwerte und geachtete Leute. "The backbone of the economy" – das Rückgrat der Wirtschaft. Trucker waren früher fast alle in der berühmtberüchtigten Gewerkschaft der Teamster organisiert. Die Teamster sind auf dem Rückzug. Es gelingt der Gewerkschaft immer seltener sich in Transportfirmen zu etablieren. Schafft es die "Union" in einer Transportfirma 50 Prozent plus einen Fahrer zu organisieren, so gilt die Firma als "unionized" und alle Fahrer müssen der Gewerkschaft beitreten.
Letztes Jahr verkündete Teamster dass man die kanadische Firma Challenger "übernehmen" wolle und aggressiv Challenger-Fahrer anwerben wolle. Das hatte zur Folge, dass sich die Arbeitsbedingungen drastisch verbesserten. Unternehmer wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Gewerkschaft zum Vorteil der Fahrer. Trucker sind Individualisten, der Gleichmacherei durch Shopstewards (Gewerkschaftssekretäre) abgeneigt.
Vier Arten von Truckern
Es gibt vier Arten von Truckern, die Longhaul Truckdriver, die Regional Drivers, die Citytrucker und die Shunter. Weil Amerikas Jugend keine Lust mehr hat, wochenlang von zu Hause weg zu sein, sind Longhaul Truckdriver gesuchte Leute, man spricht auch hier von der zunehmenden "Trucker shortage", also dem Fahrermangel.
Viele Firmen bieten mittlerweile bis zu 1.000 Dollar Handgeld und 500 Dollar für die Vermittlung eines Kollegen.
Fernfahrer sind in etlichen Provinzen Kanadas Mangelware, deshalb können europäische Fahrer dort zu vereinfachten Bedingungen einwandern. Deutsche Fahrer haben dabei keineswegs einen Bonus. Hier werden alle Nationen gleich behandelt. In den USA ist es nur mit Greencard möglich Trucker zu werden.
Jutta und Manfred, „Newbees“ - Neulinge aus Waltrop. Es ist alles ganz anders als ich‘s mir vorgestellt habe, sagt Manfred. Aber ich bleibe auf jeden Fall.
Bernardo von den Philippinen. Fünf Jahre ist er ferngefahren, dann hat er seine Familie nachgeholt und fährt jetzt nur noch Citytruck.
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Jagdeep Sing, 35, verheiratet, zwei Kinder kam vor zwölf Jahren aus Punjab/Indien.
Fortsetzung folgt: 1. smiley1110[1].png