Verschwundener Fernfahrer "Gipfeltreffen" wegen Tunnelleiche

  • Leichenfund gibt Rätsel auf. Kärntner Polizisten trafen auf Zollamtsplatz Thörl-Maglern Kollegen aus Italien zur Klärung der Kooperation.

    Ermittler aus Italien (links) und aus Kärnten trafen einander zur Aktenübergabe an dem Ort, an dem ein Litauer verschwand; Monate später fand man eine Leiche in einem Tunnel bei Tarvis

    Düster mutet der Freitagvormittag auf dem Zollamtsplatz Thörl-Maglern an. Wo schon bald ein Lastwagen neben dem anderen parken wird, stehen drei oder vier Sattelzüge. "Wlan" steht in riesigen Lettern auf dem "Truck Stop", in dem Essen und Trinken und - gleich neben der Kühlvitrine - WC-Papier, Duschbad & Co. auf Fernfahrer warten.
    Bislang hat sich allerdings nur ein einziger Gast in das Lokal verirrt. Beba, die dort arbeitet, hat ein wenig Zeit zum Plaudern. An die Suche nach dem Litauer (43), der im Juni als Beifahrer seines Schwagers (47) von dem Zollamtsplatz verschwunden ist, erinnert sie sich: "Tagelang waren sie im Einsatz. Auf unserer Tür hatten wir sein Foto hängen."

    Mumifizierte Leiche

    Gefunden wurde der Mann damals nicht. Aber Monate später, im Oktober, könnte man ihn entdeckt haben: Jene Leiche, die jüngst - mumifiziert - in einem Eisenbahntunnel nahe Tarvis gefunden wurde, halten italienische Ermittler mit hoher Wahrscheinlichkeit für die gesuchte Person. "Erwiesen ist das noch nicht", sagt Polizei-Pressesprecher Rainer Dionisio, der gerade auf dem riesigen Lkw-Parkplatz vorgefahren ist. - Mit ihm kommt eine Abordnung der Kärntner Polizei an, die ein Treffen mit Ermittlern aus Italien vereinbart hat.

    Da die Obduktion ergeben hat, dass die Tunnelleiche durch Gewalt starb, wird Staatsanwalt Andrea Gondolo erwartet. Er und Massimiliano Ortolan, Chef der zuständigen mobilen Polizeieinheit, reisen aus Udine an. Noch lassen sie aber auf sich warten.

    Bleibt Zeit für Oberst Christian Martinz vom Landeskriminalamt und seine Kollegen - exakt an jenem Ort, an dem der Litauer verschwunden ist -, noch einmal Einsicht zu nehmen in den Fahndungsakt. In jene blaue Mappe, die Daten des Litauers enthält und Angaben von Zeugen. Auch die Aussage des Schwagers: Demnach habe der Vermisste aufs WC gehen wollen und sei nicht zurückgekommen. Der 47-Jährige setzte seine Fahrt allein fort.

    Der Mann soll jetzt erneut einvernommen werden. "Seine Daten sind bekannt, sagt Johann Reiter, interimistischer Leiter der Gruppe Leib und Leben der Kriminalabteilung der Polizei. Er relativiert: "Mündige Erwachsene können sich aufhalten, wo sie wollen." Vom Verschwinden des Litauers, von dem man sagt, er sei alkoholkrank (gewesen), habe man daher nicht gleich auf ein Gewaltverbrechen geschlossen.

    Dass der Tote, den ein Bahnmitarbeiter in dem Tunnel gefunden hat, Verletzungen im Bereich des Brustkorbs aufweist, sei kein Beweis für Fremdverschulden.

    Unklar bleibt, wie der Mann - sollte er tatsächlich der Vermisste sein - in den zwei Kilometer entfernten Eisenbahntunnel gelangt ist. Dort fand man die Leiche. In Shirt und Short, ohne Schuhe, ohne Geld und Papiere.

    Dieses und andere Rätsel zu lösen, ist jetzt Aufgabe der italienischen Ermittler, die soeben - wie ihre Kärntner Kollegen in Zivil - auf dem Zollamtsplatz vorfahren. Zur Aktenübergabe und zur Koordination des weiteren Vorgehens ziehen sich rund 20 Männer und eine Frau ins Zollamtsgebäude zurück. "Unsere Assistenz haben die Italiener bislang nicht beantragt", sagt Polizei-Sprecher Dionisio noch. Ob Staatsanwalt Gondolo ein Rechtshilfeansuchen stellt, bleibt abzuwarten.

    Quelle: https://trucker-forum.at/www.kleine.at

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