Die Überschrift ist kühn! Weltweit gibt es bislang keine Studien, die eine gesundheitsschädigende Wirkung am Menschen beweisen können. Aber es gibt auch keine Beweise dafür, dass die elektromagnetischen Wellen der Handys und der Sendemasten keine Schädigungen hervorrufen. Gleichzeitig nimmt die Angst der Menschen vor einer schädigenden Wirkung zu, sichtbar z.B. auch in der Zahl der Einsprüche gegen geplante Sendeanlagen oder in der Zahl der Postings in den Newsgroups zu diesem Thema. Angst macht bekanntlich auch krank, etwas überspitzt könnte man daher die Überschrift zu diesem Artikel als bare Münze nehmen: wenn die Handykritiker Recht behalten, schädigt uns die Strahlung; aber auch wenn sie unrecht hätten, macht uns die Angst vor der unsichtbaren Energie krank.
Eine Veröffentlichung des Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung (ECOLOG) ließ aufhorchen, die eine von T-Mobil in Auftrag gegebene Studie publizierte. In dieser Arbeit werden eine Vielzahl von Gefährdungen durch die elektromagnetische Strahlung angegeben:
- Zunahme von Krebserkrankungen durch hemmenden Einfluss auf die Reperaturmechanismen des Körpers, Veränderungen an der Erbsubstanz und ungehemmte Vermehrung von Zellen,
- Schwächung der körpereigenen Abwehr gegen Infektionen durch vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen
- Abnahme der Gedächtnisleistungen, Schlafstörungen und Einfluss auf Gehirn (zentrales Nervensystem), wobei ein Teil dieser Wirkungen auf ein Absinken der Melantonin-Produktion aus der Zirbeldrüse zurückgeht.
Und wie zum Beweis klagen "Elektrosmog"-sensible Menschen über Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Leistungsminderung und Krankheitsanfälligkeit.
Das Problem bei der Feststellung der möglichen schädigenden Wirkung von Handys und Sendemasten liegt darin begründet, dass alle diese, vom ECOLOG aufgelisteten, Beeinträchtigungen bislang nur im Zell- oder Tierversuchen nachgewiesen werden konnten. Beim Menschen ist einzig die erwärmende Wirkung der elektromagnetischen Strahlung, die von der Antenne des Handys bei längeren Telefonaten ausgeht, auf das Gehirn bewiesen worden. Ob diese Erwärmung schädigenden Einfluss hat steht wiederum nicht ausser Streit.
Das Problem der beschwichtigenden Handyhersteller und Mobilfunknetzbetreiber wiederum ist, dass in der Vergangenheit wiederholt von Industriekonzernen schädigende Einflüsse ihrer Produkte in Abrede gestelt wurden - so leugneten die Tabakkonzerne lange die schädigende Wirkung des Rauchens- und die Glaubwürdigkeit der Industrie als Ganzes Schaden genommen hat.
Wir befinden uns sozusagen (fast) alle in einem riesiegen Laboratorium, wir sind somit Testpersonen, die alle an uns selbst erfahren werden, ob die moderne Kommunikationstechnik unsere Gesundheit schädigt. Um diese Gefahren möglichst zu verringern, sind einige Forderungen durchaus berechtigt. Zum einen sollte den besonders gefährdeten Kindern und Jugendlichen ein besonderer Schutz zukommen. Daher ist das Aufstellen von Sendemasten in der Nähe von Schulen und Kindergärten zu vermeiden. Auch sollte die Werbung der Mobilfunkbetreiber für Handys nicht an die Zielgruppe der Nichterwachsenen gerichtet sein. Über den vernünftigen Umgang mit dem Handy sollte unsere Jugend aufgeklärt werden, damit sie das stundenlange Telefonieren mit dem Statussymbol Handy vermeidt.
Von der Industrie müssen vermehrte Anstrengungen gefordert bzw. von den Politikern, ähnlich den Abgasnormen für Autos, möglichst niedrige Strahlennormen verordnet werden. Diese Normen sollten durchaus so gestaltet werden, dass eine langsame Verschärfung laufend vorgesehen ist. Und nicht zuletzt kann die verpflichtende Angabe der Strahlungswerte des Handys für den Konsumenten eine Hilfestellung beim Kauf und der Verwendung der Geräte darstellen.