Test: Lkw-Rastplätze in Europa
“Mangelware LKW-Parkplatz “war schon der Slogan einer hochwertigen Tagung , die gemeinsam von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer im Frühjahr in Wien ausgerichtet worden war. Der ÖAMTC hat sich das Problem noch genauer unter die Lupe genommen und gemeinsam mit Testpartnern in ganz Europa 50 LKW-Rastplätze auf Sicherheit und Komfort untersucht. In Österreich wurde kein Rastplatz gefunden, der den hohen Ansprüchen der LKW-Wirtschaft in Europa entsprochen hätte.
Ergebnisse: Viel zu oft regiert der Zufall
30 000 Kilometer waren die EuroTester unterwegs auf der Suche nach sicheren und erholsamen Lkw-Parkplätzen. Aber was sie auf ihrer Fahrt durch elf europäische Länder fanden, war zu oft alles andere als das. Bei mehr als einem Viertel der 50 getesteten Anlagen konnte dieses Kriterium nicht bewertet werden, weil nicht einmal einfachste Sicherheitsstandards geboten waren.
Über ein Drittel der Anlagen mangelhaft
Mehr als ein Drittel fuhren lediglich einen Punkt ein. Neun Anlagen schafften die höchste Sicherheitsstufe und glänzen mit fünf Punkten, drei holten vier Punkte. Der Rest teilt drei und zwei Punkte unter sich auf. In Sachen Service gestaltet sich das Bild freundlicher. Zwar schafften auch nur zwei Anlagen die höchste Wertung mit fünf Punkten, sechs folgen mit vier, aber gut die Hälfte lieferte drei Punkte. Drei Anlagen fielen hier durch ihren Null-Standard aus der Wertung, eine holte sich einen einzigen Punkt, fast ein Viertel zwei.
Testsieger
An die Spitze des internationalen Rankings setzten sich zwei Anlagen, die als einzige sowohl bei der Sicherheit als auch beim Service ausgezeichnet mit jeweils der vollen Anzahl an Punkten das Prädikat „Testsieger“ für sich beanspruchen dürfen: Ashford International Truckstop nahe Dover im Südosten Großbritanniens und Autoparco Brescia Est am italienischen Gardasee. Die Parkplätze auf dem durch einen hohen Zaun gesicherten, gut ausgeleuchteten Gelände waren von Kameras optimal zu erfassen und von Sicherheitspersonal bestens einzusehen, Ein- und Ausfahrten durch geschlossene Tore oder Schranken gesichert, Personal war rund um die Uhr anwesend und mit einem Notrufsystem ausgestattet.
Lkw- und Pkw-Parkplätze lagen getrennt, der Fußgängerbereich war verkehrssicher angelegt. Die Sanitäranlagen fanden die Tester in sauberem Zustand vor, und neben einem Restaurant mit reichhaltiger Auswahl gab es eine Menge Freizeit- sowie Lkw-spezifische Angebote wie zum Beispiel einen höchst seltenen Elektroanschluss für Kühlfahrzeuge.
Die häufigsten Mängel
Fast nie wurden Fußgänger an den Ein- und Ausgängen registriert. Das Kennzeichen des Lkw und der Name des Fahrers wurden bei der Einfahrt nur selten erfasst. Fast ebenso wenig wurden die bei der Einfahrt erhobenen Daten bei der Ausfahrt abgeglichen. Insgesamt war die Kontrolle der Ein- und Ausfahrten/ -gänge viel zu lasch. Häufig fehlten durchgehende Zäune oder andere Absperrungen und es gab kein flächendeckendes Kameraüberwachungssystem. Allzu oft bemängelten die Experten auch die ungenügende Ausleuchtung in der Nacht, sodass das Personal nicht alle Aktivitäten überwachen konnte.
Fehlende Registrierung von Gefahrenguttransporten
Bei keiner einzigen Anlage wurden Gefahrguttransporte eigens registriert und separat geparkt. Fast nirgends gab es Elektroanschlüsse für Kühlfahrzeuge oder Lkw-Waschanlagen. Ebenso schmerzlich vermisst wurden Shops für Lkw-Ersatzteile, Lkw-Notdienste/ -Werkstätten oder Waschsalons. Viel zu selten gab es ein Reservierungssystem.
Akuter Mangel an Personal
Die beste Ausstattung nützt wenig, wenn das Bewusstsein beim Personal fehlt. Es spricht Bände, wenn die inkognito Tester nur ganze drei Mal vom Sicherheitspersonal auf ihre Tätigkeit hin angesprochen wurden. Wenn Schranken offen stehen oder der Zutritt beim Tagtest kontrolliert wird, der Tester nachts aber ohne jegliche Kontrolle passieren kann. Wenn er von der Anlage fahren kann, ohne ein einziges Dokument vorlegen zu müssen, wie auf einer Rastanlage in Großbritannien. Oder als Fußgänger unbehelligt auf eine Anlage in Frankreich gelangt, indem er einfach behauptet, seine Zugangskarte würde nicht funktionieren.
Fazit
Der Test von Lkw-Parkplätzen in Europa bietet nicht nur einen Vergleich zwischen den Ländern in Europa, sondern auch zwischen speziellen Sicherheitsparkplätzen für Lkw und "normalen" Rastanlagen. Die Ausstattung dieser üblichen Anlagen reicht in den meisten Fällen jedoch nicht aus, um höheren Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Denn im Rahmen der Zertifizierung werden bereits ab der niedrigsten Stufe zum Beispiel regelmäßige Kontrollgänge durch Personal oder Polizei gefordert. Beim Testkriterium Service können diese Anlagen lediglich drei Punkte erreichen, da in der nächsten Stufe Lkw-spezifische Ausstattungsmerkmale wie eine Waschanlage und Ähnliches gefordert werden.
Europaweite Zertifizierung von Parkplätzen erforderlich
Verlässliche Informationen über Sicherheit und Service einer Anlage sind wichtig für Fahrer und ihre Lkw. Der Test hat gezeigt, dass es sowohl sehr gut gesicherte als auch weniger gut gesicherte Anlagen in Europa gibt. Nicht zuletzt deswegen ist eine europaweite Zertifizierung von Lkw-Parkplätzen dringend erforderlich. Denn nur so können vergleichbare Standards geschaffen und öffentlich gemacht werden - damit der Lkw-Fahrer nicht mehr vom Zufall geleitet wird.
[pdf]http://www.oeamtc.at/netautor/downl…latz_test10.pdf[/pdf]
Getestete Rastplätze
Quelle: https://trucker-forum.at/www.%C3%96amtc.at